Informationen in Leichter Sprache

Zu dieser Webseite

  • Die Website ist ein Archiv für unser Projekt Das Brotbaum·regime.

    • Ein Archiv ist eine Sammlung.
      Wir haben hier Informationen über das Projekt gesammelt.

      • Und Informationen zu unserer Ausstellung.

    • Außerdem gibt es viele Informationen zu den Themen Wald und Kultur.

  • Das hier ist unsere Unter·seite in Leichter Sprache.

  • Ihr findet hier:

    • – Informationen über das Projekt

    • – eine Übersicht über das Archiv

    • – Video-Interviews

    • – Sprachführer

    • – Texte zu der Ausstellung

Herzlich willkommen!

Schaut euch in Ruhe um.

Möchtet ihr mehr Informationen?
Dann schreibt uns eine E-Mail an: theresa@brotbaumregime.info

Projekt-Informationen

Das Brotbaum·regime ist der Name von unserem Projekt.
In dem Projekt geht es um die Wälder im Sauerland.

  • Wir haben 4 Ausstellungen zu unserem Projekt gemacht. 

    • Von Juli bis September 2023.

  • Die Ausstellungen waren in verschiedenen Städten im Hoch-Sauerland-Kreis.

  • Der Projekt·name Brotbaum·regime besteht aus 2 Wörtern: Brotbaum und Regime.

  • Früher haben die Menschen im Sauerland die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet.

  • Warum haben die Menschen die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet?

    • Die Wald-Bauern haben früher mit Fichten·holz Geld verdient.

      • Ein Wald-Bauer besitzt Wald.

      • Und ein Wald-Bauer kümmert sich um den Wald.

    • Mit dem Geld haben die Wald-Bauern ihre Nahrung bezahlt.

      • Zum Beispiel Brot.

    • Darum haben die Menschen die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet.

  • Was meinen wir mit „Regime“?

    • Fichten waren für die Menschen im Sauerland lange Zeit sehr wichtig.
      Die Wald-Bauern haben mit Fichten·holz ihr Geld verdient.
      Die Wald-Bauern haben immer mehr Fichten angepflanzt.
      Deshalb gibt es im Sauerland viele reine Fichten·wälder.

      • In reinen Fichten·wäldern wachsen nur Fichten.

    • Die reinen Fichten·wälder gehören also zu der Geschichte vom Sauerland.
      Und reine Fichten·wälder gehören zu der Landschaft vom Sauerland.
      Das meinen wir mit „Regime“.

  • Warum waren Fichten so wichtig für die Menschen im Sauerland?

    • Fichten wachsen schnell.
      Und man kann Fichten in großer Menge anbauen.
      Menschen können Fichten·holz für viele verschiedene Dinge benutzen. 

      • Zum Beispiel zum Bauen.

    • Viele Gebäude waren nach dem 2. Weltkrieg zerstört.
      Die Menschen haben die Gebäude wieder aufgebaut.
      Dafür haben die Menschen viel Fichten·holz benutzt.

    • Fichten·holz war auch für die Arbeiter im Bergbau wichtig.
      Die Arbeiter haben mit Fichten·holz die Gänge im Berg ausgebaut.

  • In den Wäldern sterben heute viele Fichten.
    Das sind die Gründe:

    • – Das Wetter ist zu heiß und zu trocken für die Fichten.

      – Borken·käfer zerstören die Fichten.

  • Wir beschäftigen uns in der Ausstellung Das Brotbaum·regime mit diesen Veränderungen.

    Das ist das Ziel von der Ausstellung:
    Wir wollen überlegen: 

    • Wie können wir in Zukunft die Landschaft enger mit der Kultur verbinden?
      Wie können wir die Kultur enger mit dem Öko·system verbinden? 
      Wie können wir die Landschaft enger mit dem Öko·system verbinden?

Was ist ein Öko·system?

Ein Öko·system ist ein bestimmter Lebens·raum. 
Zum Beispiel ein Wald.
In diesem Lebens·raum leben verschiedene Lebewesen zusammen.

Lebewesen sind:
– Menschen
– Tiere
– Pflanzen
– Pilze
– Bakterien 

Zu einem Öko·system gehören aber auch:
– Steine
– Boden
– Luft
– Wasser

Archiv

  • Im Archiv von der Website könnt ihr die Ausstellung online besuchen. 

  • Im Archiv gibt es:

    • – Informationen zu den Kunst·werken aus der Ausstellung
      – Bilder von den Kunst·werken aus der Ausstellung
      – Video-Interviews zu dem Thema Wald
      – Sprachführer für die Ausstellung
      – Texte zu der Ausstellung
      – Informationen zu unserem Projekt 

  • Schaut euch das Archiv gerne an! 

Video-Interviews

  • Wir haben für die Ausstellung 12 Videos gedreht.
    In den Videos seht ihr verschiedene Interviews. 

    • Mit Menschen aus dem Sauerland.

  • Wir haben diese Menschen gefragt:

    • Was bedeutet der Wald für dich?
      Was hast du mit dem Wald zu tun?
      Was glaubst du: 

      • Wie entwickelt sich der Wald in der Zukunft?

  • Jedes Interview dauert 20 bis 30 Minuten.
    Es gibt für die Videos auch deutsche Unter·titel. 

Sprachführer

  • Ihr könnt euch verschiedene Sprachführer hier auf der Website anhören.

    • Ein Sprachführer ist eine Ton-Aufnahme.
      Oder mehrere Ton-Aufnahmen.

  • Eine Erzählerin erzählt in den Sprachführern über die Ausstellung.
    Janneke Schoene ist die Erzählerin in den Sprachführern.

  • Die 3 Sprachführer dauern 20 bis 30 Minuten. 

Texte zu der Ausstellung

  • Wir haben Texte von verschiedenen Autoren und Autorinnen für die Ausstellung ausgesucht.

    • Jimmie Durham war ein amerikanischer Künstler.
      Das ist das Thema von dem Text:

      • Wie kann ich mit Tieren und Insekten in meiner Wohnung zusammen·leben?

    • Suzanne Simard ist eine Biologin aus Kanada.
      Das ist das Thema von dem Text:

      • So wichtig sind alte Bäume für den Wald.

    • Yvonne Bohr ist eine Biologin und Ökologin aus Lübeck.
      Eine Ökologin untersucht:

      • Wie leben Lebewesen zusammen? 
        Wie leben Lebewesen mit ihrer Umwelt zusammen?

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • So funktioniert das Öko·system Wald.

    • Carola Becker ist eine Umwelt·planerin und Landschafts·planerin.
      Eine Umwelt·planerin und Landschafts·planerin überlegt:

      • Wie können wir Landschaften gut nutzen?
        Wie können wir die Landschaften und die Natur gleichzeitig schützen?
        Wie können wir die Umwelt schützen?

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • Wie sieht die Landschaft im Sauerland in der Zukunft aus?
        Welche Möglichkeiten gibt es?

    • Severin Caspari ist ein Prozess·begleiter aus Berlin.
      Das macht ein Prozess·begleiter:

      • Vielleicht möchte der Chef von einem Unternehmen etwas im Unternehmen verändern.
        Ein Prozess·begleiter arbeitet mit dem Chef und den Mitarbeitern zusammen.
        Ein Prozess·begleiter hilft bei der Veränderung.

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • Wir wollen eine gute Zukunft für unseren Planeten.
        Was müssen wir dafür tun? 

  • Wir haben jeden Text zusammen·gefasst.
    Unter den Texten findet ihr einen Link zu den ganzen Original·texten.
    Die Original·texte sind nicht in Leichter Sprache.

Projekt für ein sympathisches Zuhause

  • Von Jimmie Durham

    Jimmie Durham hat einen lustigen Text geschrieben.
    Das Thema von dem Text ist:

    • Wie können wir mit Tieren gut zusammen·leben? 

  • Jimmie Durham findet:

    • Ein Zuhause ist ein freundlicher Ort.
      Ein Zuhause soll anderen Lebewesen Schutz bieten.

  • Deshalb lässt Jimmie Durham die Wohnungstür offen.
    So können Tiere in die Wohnung kommen.

  • Jimmie Durham möchte ein guter Gast·geber für die Tiere sein.
    Also überlegt Jimmie Durham:

    • Was fressen die unterschiedlichen Tiere gerne?

      • Zum Beispiel:
        Was frisst eine Schwarze Witwe gerne?

        • Eine Schwarze Witwe ist eine Spinne.
          Eine Schwarze Witwe frisst gerne Fliegen und Maden.
          Deshalb besorgt Jimmie Durham Fliegen und Maden.

  • Jimmie Durham besorgt das Essen für viele unterschiedliche Tiere.
    So kommen immer mehr Tiere in die Wohnung von Jimmie Durham.
    Oder die Tiere kommen zu der Wohnung von Jimmie Durham.

    • Zum Beispiel:

      • – Bakterien
        – Fliegen
        – Kakerlaken
        – Wespen
        – Schlangen
        – Mäuse
        – Ratten
        – Tauben
        – Fledermäuse

  • Manchmal fressen sich die Tiere gegenseitig.
    Deshalb muss Jimmie Durham auch vorsichtig sein.
    Jimmie Durham muss überlegen:

    • Wie können alle Tiere gut zusammen·leben?
      Wie kann das Haus ein Zuhause für alle sein?

  • Jimmie Durham möchte mit seinem Text zeigen:

    • Wir müssen auf alle Lebewesen Rücksicht nehmen. 
      Wir müssen schauen: 

      • Wie kann es allen Lebewesen auf dem Planeten gut gehen?

Der Mutter·baum

  • Von Suzanne Simard

  • Suzanne Simard ist Biologin.
    Suzanne Simard beschäftigt sich mit dem kanadischen Wald.

    • Und besonders mit den ältesten Bäumen im Wald.

  • Alte Bäume sind sehr wichtig für den Wald:

    • Alte Bäume helfen jüngeren Bäumen.
      In alten Bäumen leben viele unterschiedliche Tiere. 

  • Suzanne Simard kommt aus British Columbia.
    British Columbia ist eine Gegend in Kanada.
    Die ältesten Bäume in British Columbia sind Douglasien.

  • Die Douglasien haben viele Wurzeln.
    Die Wurzeln sind mit vielen verschiedenen Pilzen verbunden.
    Die Pilze verbinden Wurzeln von unterschiedlichen Bäumen miteinander.
    Die Bäume und die Pilze helfen sich gegenseitig.
    Zum Beispiel tauschen die Bäume und Pilze Nährstoffe miteinander aus.

    • Nährstoffe sind zum Beispiel Calcium und Magnesium.

  • Die Bäume und Pilze sind also eine Gemeinschaft.
    Solche Gemeinschaften gibt es auf der ganzen Welt.

  • Die ältesten Douglasien haben sehr viele und sehr lange Wurzeln.
    Eine alte Douglasie kann sehr viele andere Bäume versorgen.
    Die alten Douglasien sind oft sehr hoch.
    Deshalb bekommen die alten Douglasien viel Sonnenlicht.
    Die jungen Bäume sind oft kleiner.
    Die jungen Bäume bekommen deshalb nicht viel Sonnenlicht.
    Und die alten Douglasien bekommen mehr Nährstoffe.
    Die alten Douglasien versorgen dann die jungen Bäume mit Nährstoffen.
    Die Bäume in einem Wald sollten deshalb unterschiedlich alt sein.
    Dann ist ein Wald stark.

  • Viele indigene Völker schützen seit langer Zeit die Wälder von Nordamerika.
    Indigen bedeutet:

    • Diese Menschen gehören zu einem bestimmten Volk.
      Dieses Volk hat als erstes Volk in einem bestimmten Land gelebt.

      • Oder in einer bestimmten Gegend.

  • In Kanada gibt es viele verschiedene indigene Völker.
    Die indigenen Völker haben Respekt vor dem Wald.
    Die indigenen Völker sind dem Wald dankbar.

  • Vor langer Zeit sind Menschen aus Europa nach Nordamerika gekommen.
    Diese Menschen waren Siedler.
    Siedler bedeutet:

    • Die Menschen wollten in Nordamerika leben.
      Deshalb haben die Menschen in Nordamerika Häuser gebaut.

  • Die Menschen haben Holz für die Häuser gebraucht.
    Deshalb haben die Menschen viele alte Bäume gefällt.
    Die alten Bäume sind sehr wichtig für die Natur.
    Aber das haben die Siedler aus Europa nicht verstanden.
    Die Siedler aus Europa haben so der Natur geschadet.

    • Und den Wäldern.

  • Die Menschen dürfen nicht noch mehr Wälder zerstören.
    Das wünscht sich Suzanne Simard.
    Suzanne Simard schreibt:

    • Alle Lebewesen sind wichtig füreinander.
      Wir müssen auf die Natur und auf andere Lebewesen achten.
      Das müssen wir wieder lernen.

Öko·system-gerechter Umgang mit Wald

  • Von Yvonne Bohr

  • Wie funktionieren Öko·systeme?
    Das erklärt die Ökologin Yvonne Bohr in ihrem Text.

  • Zu einem Öko·system gehören Lebewesen:

    • – Menschen
      – Tiere
      – Pflanzen
      – Bakterien
      – Pilze

  • Und zu einem Öko·system gehören:

    • – Gestein
      – der Boden
      – die Luft
      – das Wasser

  • In einem Öko·system ist alles miteinander verbunden.
    Alle Teile von einem Öko·system sind immer in Bewegung.

  • Manchmal gibt es in einem Öko·system kleine Störungen.
    Das Öko·system kann kleine Störungen normalerweise ausgleichen.
    Manchmal gibt es in einem Öko·system aber starke Störungen.
    Starke Störungen sind zum Beispiel:

    • – hohe Temperaturen
      – Trockenheit

  • Starke Störungen sind ein Problem für das Öko·system.
    Das Öko·system kann schwere Störungen nur schwer ausgleichen.
    Das ist bei uns Menschen ähnlich:

    • Haben wir viel Stress?
      Oder ist uns etwas Schlimmes passiert?
      Dann werden wir krank.

  • Früher hat es in Deutschland viel mehr Wälder gegeben.
    Die Menschen haben viele Bäume gefällt.
    Denn die Menschen wollten freie Flächen haben.

    • Für Städte.
      Und für Felder.

  • Deshalb gibt es heute fast keine natürlichen Wälder mehr in Deutschland.
    Die Menschen haben neue Wälder angepflanzt.
    Manchmal haben die Menschen nur noch eine Baum·art angepflanzt.

    • Zum Beispiel die Fichte.

  • Die Wälder sollen in der Zukunft möglichst widerstands·fähig sein.
    Das wollen die meisten Menschen.
    Aber wie soll das gehen?
    Über diese Frage streiten sich die Menschen.
    Die Menschen haben verschiedene Meinungen.

  • Yvonne Bohr hat 2 Meinungen aufgeschrieben.

  • Das sind die 2 Meinungen:

    • 1. Die Menschen sollen den Wald in Ruhe lassen.
      Dann kann sich der Wald von selbst erholen.

    • 2. Die Menschen müssen die Wälder kontrollieren.
      Dann überleben die Wälder die Klima·krise.

Transformationen: Pfad·wechsel in eine Kultur der Nachhaltigkeit

  • Von Severin Caspari

  • Wie können wir unseren Planeten schützen?
    Und wie können wir besser mit unserem Planeten umgehen?
    Viele Menschen denken:

    • Das geht mit besserer Technik.

  • Aber Severin Caspari sagt:

    • Wir müssen uns selbst verändern.
      Wir müssen unser Verhalten verändern.
      Wir müssen unser Leben ändern.
      Dann können wir unseren Planeten schützen.

  • Zum Beispiel:

    • Wir müssen anders essen.
      Wir müssen anders reisen.
      Wir müssen anders wohnen.

  • Das sind viele Veränderungen.
    Viele Menschen finden diese Veränderungen schwierig.
    Aber diese Veränderungen sind wichtig.

  • Wir müssen uns fragen:

    • Wie wollen wir leben?
      Was wollen wir nicht mehr?
      Wie wollen wir unsere Welt gestalten?
      Was brauchen wir dafür?

  • Diese Fragen sind wichtig.
    So können wir uns ändern.
    Und so sorgen wir für eine bessere Zukunft. 

Schaut euch das Archiv an!
Hier könnt ihr viele spannende Dinge sehen und hören.

Klickt auf diesen Link: https://www.brotbaumregime.info/archiv
Dann kommt ihr zum Archiv.
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Ökosystemgerechter Umgang mit Wald

Yvonne Bohr

Ökosystem – ein Wort in aller Munde, doch was genau bezeichnet der Begriff? Das Wort Ökosystem kommt aus dem Altgriechischen (oikós) und bedeutet „das Verbundene“. Es gibt verschiedene Blickwinkel, aus denen heraus ein Ökosystem definiert wird: Der biologisch orientierte betrachtet einen bestimmten Organismus als Mittelpunkt des Ökosystems und die übrigen Ökosystemkomponenten als Basis für seine Ressourcen. Ein anderer Ansatz konzentriert sich auf die Vernetzung der Organismen untereinander und die miteinander verwobenen Stoff- und Energieflüsse. Die dritte Sichtweise sieht Ökosysteme als geografische Orte, als Gebiete von ähnlicher Topografie, ähnlichem Klima und mit ähnlicher Flora und Fauna. Eine aktuell häufig verwendete Definition ist die der Biodiversitätskonvention, die ein Ökosystem als einen „dynamischen Komplex von Gemeinschaften aus Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen sowie deren nicht lebender Umwelt, die als funktionelle Einheit in Wechselwirkung stehen“ beschreibt. Ein Kernbegriff dieser Beschreibung ist „dynamisch“, was besagt, dass ein Ökosystem niemals starr ist, sondern sich stetig wandelt und Stabilität immer nur relativ und zeitlich begrenzt ist. Jedes Ökosystem hat zwar ein ihm eigenes „ökologisches Gleichgewicht“, doch auch dieses ist bei näherem Hinsehen dynamisch, ein stetiges Zusammenspiel vielfältiger und vielschichtiger Wechselwirkungen, darunter auch Störungen und das darauffolgende Zurückfinden ins Gleichgewicht. Ein Ökosystem hat in der Regel ein ihm eigenes Störungsregime, an das es angepasst ist. Kommt es jedoch zu erheblichen „systemfremden“ Störungen, greifen die Anpassungsstrategien seiner Organismen unter Umständen nicht und das natürliche Ökosystem gerät aus dem Gleichgewicht. Nach einer gewissen Zeit entsteht ein neues, oft jedoch labileres Gleichgewicht und ein neues, mehr oder weniger „naturfernes“ Ökosystem, das aufgrund der geringeren Anpassung an die natürlichen Bedingungen störungsanfälliger ist als sein „naturnaher“ Vorgänger. – Es ist ähnlich wie bei uns Menschen: Leben wir nicht in unserem Optimum, erfahren auch wir Stress und sind weniger resilient gegenüber negativen Einflüssen, zum Beispiel werden wir leichter krank. Leben wir hingegen in für uns annähernd optimalen Bedingungen, können wir Störungen leichter abpuffern.

Im ursprünglichen, wissenschaftlichen Sinn wird der Begriff „Ökosystem“ wertungsfrei verwendet. In der Praxis, vor allem im Naturschutzkontext, wird jedoch oft zwischen mehr oder weniger wertvollen Ökosystemen unterschieden. In die erste Kategorie fallen dabei in der Regel Ökosysteme mit einer natürlicherweise hohen oder sehr spezifischen Artenvielfalt, die einem geringen menschlichen Einfluss ausgesetzt sind. Denn durch den Erhalt solcher natürlichen oder naturnahen Ökosysteme kann ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der weltweit zurückgehenden Biodiversität geleistet werden. In unserer menschlich überprägten Nutzlandschaft sind naturnahe Ökosysteme selten geworden. Städte zum Beispiel sind eine besonders massive Umgestaltung der natürlichen Landschaft, durch die sich völlig neue Ökosysteme etabliert haben. Im ländlichen Raum haben offene Weide- und extrem artenarme Ackerlandschaften die ursprüngliche Waldlandschaft weitestgehend verdrängt (Deutschland wäre ohne menschlichen Einfluss auf die Natur zu mehr als 90% mit Wald bedeckt). Bei den verbliebenen Wäldern (noch circa ein Drittel der Bundesfläche) handelt es sich in den meisten Fällen nicht mehr um die ursprünglich an die örtlichen Gegebenheiten wie Temperatur, Niederschlag oder Bodenart angepassten Waldtypen, sondern um naturferne Forste. Den größten Teil davon bilden deutschlandweit Fichten- und Kiefern-Monokulturen. Während beide Baumarten unter natürlichen Bedingungen jeweils nur rund 1% der Waldfläche dominieren würden, nehmen sie heute jeweils rund ein Viertel der Fläche ein. Das Problem labiler Ökosysteme ist somit allgegenwärtig.

Das gilt auch für das Sauerland, das natürlicherweise vor allem von Hainsimsen-Buchenwäldern, vereinzelt auch von mäßig basenreichen bis basen- und kalkreichen Buchenmischwäldern und Schluchtwäldern geprägt wäre. Der Anteil an naturfernen Fichtenwäldern ist hier besonders hoch und macht regional bis zu zwei Drittel der Waldfläche aus. Dass große Teile der Wälder nicht optimal an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind und sich daher nicht in ihrem ökologischen Optimum befinden, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gezeigt: Durch den zusätzlichen Stress aufgrund langer Trockenperioden und erhöhter Temperaturen waren die Fichten vielerorts nicht mehr in der Lage, sich gegen Fressfeinde wie den Borkenkäfer zu wehren und wurden leichte Beute. Die gängigen forstlichen Eingriffe in diesem Fall verschlimmern die Situation oft noch, etwa indem die befallenen Bäume zu einem Zeitpunkt von den Flächen entfernt werden, zu dem die Borkenkäferlarven bereits von Fressfeinden befallen sind, und diese so mit abgeräumt werden. Doch auch Wälder mit naturnaher Baumartenausstattung haben unter den extremen Wetterbedingungen gelitten. In vielen Fällen waren auch hier Eingriffe in die natürlichen Strukturen ursächlich: Beispielsweise wird aufgrund einer durch forstliche Eingriffe stark verringerten Baumdichte die Sonneneinstrahlung am Boden erhöht. Die Verdunstung nimmt daher zu und die Böden können weniger Feuchtigkeit speichern, während die Bäume zudem durch das größere Platzangebot größere Kronen ausbilden und dadurch einen erhöhten Wasserbedarf haben. Um stabile und „verlässliche“ Naturlandschaften zu erhalten, ist es also sinnvoll, möglichst gut angepasste, also natürliche und dadurch resiliente Systeme anzustreben.

Auch im Sauerland gilt es nun zu entscheiden, wie mit den großen, abgestorbenen Waldflächen umzugehen ist und was für Wälder dort künftig wachsen sollen. Wieder auf das gleiche naturferne System zu setzten, ist wenig erfolgversprechend. Darüber, dass die Wälder der Zukunft möglichst resilient sein sollen, herrscht weithin Konsens. Uneinigkeit besteht hingegen darüber, ob dies durch das weitestmögliche Zulassen natürlicher Etablierungs- und Anpassungsprozesse zu erreichen ist und der Mensch möglichst wenig in diese Prozesse eingreifen sollte oder ob die zukünftigen Wälder zu großen Teilen nach menschlichem Ermessen „designed“ und „gepflegt“ werden sollten. Der erstgenannte Ansatz würde sich auf die Anpassungsfähigkeit der heimischen Baumarten und auf naturnahe Strukturen verlassen, während im zweiten Fall auch auf nicht-heimische Baumarten aus Regionen, die den hier prognostizierten klimatischen Bedingungen möglichst entsprechen, gesetzt würde. Ob es die heimischen Arten schaffen werden, sich an das schnell wandelnde Klima anzupassen, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Doch durch das Zulassen natürlicher Reproduktionszyklen mit natürlicher Auslese besteht die Chance auf optimal angepasste und resiliente Ökosysteme. Das Einbringen nicht derartig angepasster Baumarten birgt immer ökologische Risiken, die im Vorhinein nicht kalkulierbar sind. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die Komplexität von Ökosystemen. Die Eignung einer Art aufgrund ihrer Kompatibilität mit einigen wenigen Systemkomponenten wie Temperatur, Niederschlagsmenge und Bodenbeschaffenheit zu entscheiden, greift zu kurz. Die ökosystemaren Netzwerke sind vielschichtig und viele Zusammenhänge bestehen nur indirekt, sind nicht offensichtlich und teilweise nicht einmal ausreichend bekannt, geschweige denn verstanden. Diese Komplexität und unsere Wissenslücken gilt es anzuerkennen und bei Entscheidungen zu berücksichtigen.