Die Website ist ein Archiv für unser Projekt Das Brotbaum·regime.
Ein Archiv ist eine Sammlung.
Wir haben hier Informationen über das Projekt gesammelt.Und Informationen zu unserer Ausstellung.
Außerdem gibt es viele Informationen zu den Themen Wald und Kultur.
Ansprüche
„Unseren" Wald gibt es in dieser freien Form, die wir uns in der Bevölkerung oft vorstellen, eigentlich nicht. Dafür lasten zu viele Ansprüche auf ihm. Wald soll zu einem Hauptakteur beim Aufhalten der Klimakrise werden: Er soll Kohlenstoffdioxid speichern; im entnommenen Holz soll das CO2 langfristig durch Verbauung gespeichert werden; wird Holz verbrannt, wird zwar CO2 wieder freigesetzt, aber es ersetzt womöglich schädlichere Energielieferanten; der Wald soll die Luft reinigen, für Kühlung und Regenfälle sorgen, Wind leiten, den Boden schützen, Wasser speichern – das Mikroklima steuern; er soll Arten erhalten und Ökosysteme stabilisieren. Aber der Wald soll auch für unsere Erholung und Freizeitaktivitäten bereitstehen, immer geöffnet haben, die Landschaft verschönern; und er soll den Menschen, die mit ihm arbeiten, ein würdevolles Einkommen ermöglichen. Noch dazu gehört er meistens irgendjemandem und dient als Vermögen.
Ende des 18. Jahrhunderts war die Nachfrage nach Holz schon einmal größer als das Angebot. Holz war ein rares Gut, um das gestritten wurde. Dann ersetzten wir Holz als Energielieferanten durch fossile Brennstoffe wie Steinkohle. Die Nachfrage ist seitdem noch gestiegen – und Kohle aus dem Boden war wohl doch keine so gute Idee. Heute bauen wir Pellet-Heizungen und Holzkraftwerke und ersetzen Baustoffe wie Beton, Kies und Stahl durch Holz. Gleichzeitig wollen wir weniger verbrauchen und Wälder aus der wirtschaftlichen Holznutzung nehmen, um den Klimawandel aufzuhalten. Doch wo soll das Holz herkommen?
Weil es trotz der großen Nachfrage mit den aktuellen Schäden schwierig ist, Forstwirtschaft gewinnbringend zu betreiben, werden finanzielle Alternativen zum Holzverkauf gesucht. Waldbesitzende beantragen die Umwandlung von Wald zu Weideland, zu Windmühlenstandorten oder in Weihnachtsbaumkulturen. Auch Ökosystemleistungen wie Wasserspeicher, mikroklimatische Kühlung, Biodiversität oder gesellschaftliche Leistungen wie Erholung und Freizeit zu vergüten, wird diskutiert, um Wälder vom Holzertrag zu entkoppeln.
Wie können wir all diese Ansprüche verhandeln? Auf wessen Kosten sind wir bereit, Veränderungen durchzusetzen? Und auf wessen Kosten geht es, wenn wir nichts ändern?