Informationen in Leichter Sprache

Zu dieser Webseite

  • Die Website ist ein Archiv für unser Projekt Das Brotbaum·regime.

    • Ein Archiv ist eine Sammlung.
      Wir haben hier Informationen über das Projekt gesammelt.

      • Und Informationen zu unserer Ausstellung.

    • Außerdem gibt es viele Informationen zu den Themen Wald und Kultur.

  • Das hier ist unsere Unter·seite in Leichter Sprache.

  • Ihr findet hier:

    • – Informationen über das Projekt

    • – eine Übersicht über das Archiv

    • – Video-Interviews

    • – Sprachführer

    • – Texte zu der Ausstellung

Herzlich willkommen!

Schaut euch in Ruhe um.

Möchtet ihr mehr Informationen?
Dann schreibt uns eine E-Mail an: theresa@brotbaumregime.info

Projekt-Informationen

Das Brotbaum·regime ist der Name von unserem Projekt.
In dem Projekt geht es um die Wälder im Sauerland.

  • Wir haben 4 Ausstellungen zu unserem Projekt gemacht. 

    • Von Juli bis September 2023.

  • Die Ausstellungen waren in verschiedenen Städten im Hoch-Sauerland-Kreis.

  • Der Projekt·name Brotbaum·regime besteht aus 2 Wörtern: Brotbaum und Regime.

  • Früher haben die Menschen im Sauerland die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet.

  • Warum haben die Menschen die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet?

    • Die Wald-Bauern haben früher mit Fichten·holz Geld verdient.

      • Ein Wald-Bauer besitzt Wald.

      • Und ein Wald-Bauer kümmert sich um den Wald.

    • Mit dem Geld haben die Wald-Bauern ihre Nahrung bezahlt.

      • Zum Beispiel Brot.

    • Darum haben die Menschen die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet.

  • Was meinen wir mit „Regime“?

    • Fichten waren für die Menschen im Sauerland lange Zeit sehr wichtig.
      Die Wald-Bauern haben mit Fichten·holz ihr Geld verdient.
      Die Wald-Bauern haben immer mehr Fichten angepflanzt.
      Deshalb gibt es im Sauerland viele reine Fichten·wälder.

      • In reinen Fichten·wäldern wachsen nur Fichten.

    • Die reinen Fichten·wälder gehören also zu der Geschichte vom Sauerland.
      Und reine Fichten·wälder gehören zu der Landschaft vom Sauerland.
      Das meinen wir mit „Regime“.

  • Warum waren Fichten so wichtig für die Menschen im Sauerland?

    • Fichten wachsen schnell.
      Und man kann Fichten in großer Menge anbauen.
      Menschen können Fichten·holz für viele verschiedene Dinge benutzen. 

      • Zum Beispiel zum Bauen.

    • Viele Gebäude waren nach dem 2. Weltkrieg zerstört.
      Die Menschen haben die Gebäude wieder aufgebaut.
      Dafür haben die Menschen viel Fichten·holz benutzt.

    • Fichten·holz war auch für die Arbeiter im Bergbau wichtig.
      Die Arbeiter haben mit Fichten·holz die Gänge im Berg ausgebaut.

  • In den Wäldern sterben heute viele Fichten.
    Das sind die Gründe:

    • – Das Wetter ist zu heiß und zu trocken für die Fichten.

      – Borken·käfer zerstören die Fichten.

  • Wir beschäftigen uns in der Ausstellung Das Brotbaum·regime mit diesen Veränderungen.

    Das ist das Ziel von der Ausstellung:
    Wir wollen überlegen: 

    • Wie können wir in Zukunft die Landschaft enger mit der Kultur verbinden?
      Wie können wir die Kultur enger mit dem Öko·system verbinden? 
      Wie können wir die Landschaft enger mit dem Öko·system verbinden?

Was ist ein Öko·system?

Ein Öko·system ist ein bestimmter Lebens·raum. 
Zum Beispiel ein Wald.
In diesem Lebens·raum leben verschiedene Lebewesen zusammen.

Lebewesen sind:
– Menschen
– Tiere
– Pflanzen
– Pilze
– Bakterien 

Zu einem Öko·system gehören aber auch:
– Steine
– Boden
– Luft
– Wasser

Archiv

  • Im Archiv von der Website könnt ihr die Ausstellung online besuchen. 

  • Im Archiv gibt es:

    • – Informationen zu den Kunst·werken aus der Ausstellung
      – Bilder von den Kunst·werken aus der Ausstellung
      – Video-Interviews zu dem Thema Wald
      – Sprachführer für die Ausstellung
      – Texte zu der Ausstellung
      – Informationen zu unserem Projekt 

  • Schaut euch das Archiv gerne an! 

Video-Interviews

  • Wir haben für die Ausstellung 12 Videos gedreht.
    In den Videos seht ihr verschiedene Interviews. 

    • Mit Menschen aus dem Sauerland.

  • Wir haben diese Menschen gefragt:

    • Was bedeutet der Wald für dich?
      Was hast du mit dem Wald zu tun?
      Was glaubst du: 

      • Wie entwickelt sich der Wald in der Zukunft?

  • Jedes Interview dauert 20 bis 30 Minuten.
    Es gibt für die Videos auch deutsche Unter·titel. 

Sprachführer

  • Ihr könnt euch verschiedene Sprachführer hier auf der Website anhören.

    • Ein Sprachführer ist eine Ton-Aufnahme.
      Oder mehrere Ton-Aufnahmen.

  • Eine Erzählerin erzählt in den Sprachführern über die Ausstellung.
    Janneke Schoene ist die Erzählerin in den Sprachführern.

  • Die 3 Sprachführer dauern 20 bis 30 Minuten. 

Texte zu der Ausstellung

  • Wir haben Texte von verschiedenen Autoren und Autorinnen für die Ausstellung ausgesucht.

    • Jimmie Durham war ein amerikanischer Künstler.
      Das ist das Thema von dem Text:

      • Wie kann ich mit Tieren und Insekten in meiner Wohnung zusammen·leben?

    • Suzanne Simard ist eine Biologin aus Kanada.
      Das ist das Thema von dem Text:

      • So wichtig sind alte Bäume für den Wald.

    • Yvonne Bohr ist eine Biologin und Ökologin aus Lübeck.
      Eine Ökologin untersucht:

      • Wie leben Lebewesen zusammen? 
        Wie leben Lebewesen mit ihrer Umwelt zusammen?

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • So funktioniert das Öko·system Wald.

    • Carola Becker ist eine Umwelt·planerin und Landschafts·planerin.
      Eine Umwelt·planerin und Landschafts·planerin überlegt:

      • Wie können wir Landschaften gut nutzen?
        Wie können wir die Landschaften und die Natur gleichzeitig schützen?
        Wie können wir die Umwelt schützen?

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • Wie sieht die Landschaft im Sauerland in der Zukunft aus?
        Welche Möglichkeiten gibt es?

    • Severin Caspari ist ein Prozess·begleiter aus Berlin.
      Das macht ein Prozess·begleiter:

      • Vielleicht möchte der Chef von einem Unternehmen etwas im Unternehmen verändern.
        Ein Prozess·begleiter arbeitet mit dem Chef und den Mitarbeitern zusammen.
        Ein Prozess·begleiter hilft bei der Veränderung.

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • Wir wollen eine gute Zukunft für unseren Planeten.
        Was müssen wir dafür tun? 

  • Wir haben jeden Text zusammen·gefasst.
    Unter den Texten findet ihr einen Link zu den ganzen Original·texten.
    Die Original·texte sind nicht in Leichter Sprache.

Projekt für ein sympathisches Zuhause

  • Von Jimmie Durham

    Jimmie Durham hat einen lustigen Text geschrieben.
    Das Thema von dem Text ist:

    • Wie können wir mit Tieren gut zusammen·leben? 

  • Jimmie Durham findet:

    • Ein Zuhause ist ein freundlicher Ort.
      Ein Zuhause soll anderen Lebewesen Schutz bieten.

  • Deshalb lässt Jimmie Durham die Wohnungstür offen.
    So können Tiere in die Wohnung kommen.

  • Jimmie Durham möchte ein guter Gast·geber für die Tiere sein.
    Also überlegt Jimmie Durham:

    • Was fressen die unterschiedlichen Tiere gerne?

      • Zum Beispiel:
        Was frisst eine Schwarze Witwe gerne?

        • Eine Schwarze Witwe ist eine Spinne.
          Eine Schwarze Witwe frisst gerne Fliegen und Maden.
          Deshalb besorgt Jimmie Durham Fliegen und Maden.

  • Jimmie Durham besorgt das Essen für viele unterschiedliche Tiere.
    So kommen immer mehr Tiere in die Wohnung von Jimmie Durham.
    Oder die Tiere kommen zu der Wohnung von Jimmie Durham.

    • Zum Beispiel:

      • – Bakterien
        – Fliegen
        – Kakerlaken
        – Wespen
        – Schlangen
        – Mäuse
        – Ratten
        – Tauben
        – Fledermäuse

  • Manchmal fressen sich die Tiere gegenseitig.
    Deshalb muss Jimmie Durham auch vorsichtig sein.
    Jimmie Durham muss überlegen:

    • Wie können alle Tiere gut zusammen·leben?
      Wie kann das Haus ein Zuhause für alle sein?

  • Jimmie Durham möchte mit seinem Text zeigen:

    • Wir müssen auf alle Lebewesen Rücksicht nehmen. 
      Wir müssen schauen: 

      • Wie kann es allen Lebewesen auf dem Planeten gut gehen?

Der Mutter·baum

  • Von Suzanne Simard

  • Suzanne Simard ist Biologin.
    Suzanne Simard beschäftigt sich mit dem kanadischen Wald.

    • Und besonders mit den ältesten Bäumen im Wald.

  • Alte Bäume sind sehr wichtig für den Wald:

    • Alte Bäume helfen jüngeren Bäumen.
      In alten Bäumen leben viele unterschiedliche Tiere. 

  • Suzanne Simard kommt aus British Columbia.
    British Columbia ist eine Gegend in Kanada.
    Die ältesten Bäume in British Columbia sind Douglasien.

  • Die Douglasien haben viele Wurzeln.
    Die Wurzeln sind mit vielen verschiedenen Pilzen verbunden.
    Die Pilze verbinden Wurzeln von unterschiedlichen Bäumen miteinander.
    Die Bäume und die Pilze helfen sich gegenseitig.
    Zum Beispiel tauschen die Bäume und Pilze Nährstoffe miteinander aus.

    • Nährstoffe sind zum Beispiel Calcium und Magnesium.

  • Die Bäume und Pilze sind also eine Gemeinschaft.
    Solche Gemeinschaften gibt es auf der ganzen Welt.

  • Die ältesten Douglasien haben sehr viele und sehr lange Wurzeln.
    Eine alte Douglasie kann sehr viele andere Bäume versorgen.
    Die alten Douglasien sind oft sehr hoch.
    Deshalb bekommen die alten Douglasien viel Sonnenlicht.
    Die jungen Bäume sind oft kleiner.
    Die jungen Bäume bekommen deshalb nicht viel Sonnenlicht.
    Und die alten Douglasien bekommen mehr Nährstoffe.
    Die alten Douglasien versorgen dann die jungen Bäume mit Nährstoffen.
    Die Bäume in einem Wald sollten deshalb unterschiedlich alt sein.
    Dann ist ein Wald stark.

  • Viele indigene Völker schützen seit langer Zeit die Wälder von Nordamerika.
    Indigen bedeutet:

    • Diese Menschen gehören zu einem bestimmten Volk.
      Dieses Volk hat als erstes Volk in einem bestimmten Land gelebt.

      • Oder in einer bestimmten Gegend.

  • In Kanada gibt es viele verschiedene indigene Völker.
    Die indigenen Völker haben Respekt vor dem Wald.
    Die indigenen Völker sind dem Wald dankbar.

  • Vor langer Zeit sind Menschen aus Europa nach Nordamerika gekommen.
    Diese Menschen waren Siedler.
    Siedler bedeutet:

    • Die Menschen wollten in Nordamerika leben.
      Deshalb haben die Menschen in Nordamerika Häuser gebaut.

  • Die Menschen haben Holz für die Häuser gebraucht.
    Deshalb haben die Menschen viele alte Bäume gefällt.
    Die alten Bäume sind sehr wichtig für die Natur.
    Aber das haben die Siedler aus Europa nicht verstanden.
    Die Siedler aus Europa haben so der Natur geschadet.

    • Und den Wäldern.

  • Die Menschen dürfen nicht noch mehr Wälder zerstören.
    Das wünscht sich Suzanne Simard.
    Suzanne Simard schreibt:

    • Alle Lebewesen sind wichtig füreinander.
      Wir müssen auf die Natur und auf andere Lebewesen achten.
      Das müssen wir wieder lernen.

Öko·system-gerechter Umgang mit Wald

  • Von Yvonne Bohr

  • Wie funktionieren Öko·systeme?
    Das erklärt die Ökologin Yvonne Bohr in ihrem Text.

  • Zu einem Öko·system gehören Lebewesen:

    • – Menschen
      – Tiere
      – Pflanzen
      – Bakterien
      – Pilze

  • Und zu einem Öko·system gehören:

    • – Gestein
      – der Boden
      – die Luft
      – das Wasser

  • In einem Öko·system ist alles miteinander verbunden.
    Alle Teile von einem Öko·system sind immer in Bewegung.

  • Manchmal gibt es in einem Öko·system kleine Störungen.
    Das Öko·system kann kleine Störungen normalerweise ausgleichen.
    Manchmal gibt es in einem Öko·system aber starke Störungen.
    Starke Störungen sind zum Beispiel:

    • – hohe Temperaturen
      – Trockenheit

  • Starke Störungen sind ein Problem für das Öko·system.
    Das Öko·system kann schwere Störungen nur schwer ausgleichen.
    Das ist bei uns Menschen ähnlich:

    • Haben wir viel Stress?
      Oder ist uns etwas Schlimmes passiert?
      Dann werden wir krank.

  • Früher hat es in Deutschland viel mehr Wälder gegeben.
    Die Menschen haben viele Bäume gefällt.
    Denn die Menschen wollten freie Flächen haben.

    • Für Städte.
      Und für Felder.

  • Deshalb gibt es heute fast keine natürlichen Wälder mehr in Deutschland.
    Die Menschen haben neue Wälder angepflanzt.
    Manchmal haben die Menschen nur noch eine Baum·art angepflanzt.

    • Zum Beispiel die Fichte.

  • Die Wälder sollen in der Zukunft möglichst widerstands·fähig sein.
    Das wollen die meisten Menschen.
    Aber wie soll das gehen?
    Über diese Frage streiten sich die Menschen.
    Die Menschen haben verschiedene Meinungen.

  • Yvonne Bohr hat 2 Meinungen aufgeschrieben.

  • Das sind die 2 Meinungen:

    • 1. Die Menschen sollen den Wald in Ruhe lassen.
      Dann kann sich der Wald von selbst erholen.

    • 2. Die Menschen müssen die Wälder kontrollieren.
      Dann überleben die Wälder die Klima·krise.

Transformationen: Pfad·wechsel in eine Kultur der Nachhaltigkeit

  • Von Severin Caspari

  • Wie können wir unseren Planeten schützen?
    Und wie können wir besser mit unserem Planeten umgehen?
    Viele Menschen denken:

    • Das geht mit besserer Technik.

  • Aber Severin Caspari sagt:

    • Wir müssen uns selbst verändern.
      Wir müssen unser Verhalten verändern.
      Wir müssen unser Leben ändern.
      Dann können wir unseren Planeten schützen.

  • Zum Beispiel:

    • Wir müssen anders essen.
      Wir müssen anders reisen.
      Wir müssen anders wohnen.

  • Das sind viele Veränderungen.
    Viele Menschen finden diese Veränderungen schwierig.
    Aber diese Veränderungen sind wichtig.

  • Wir müssen uns fragen:

    • Wie wollen wir leben?
      Was wollen wir nicht mehr?
      Wie wollen wir unsere Welt gestalten?
      Was brauchen wir dafür?

  • Diese Fragen sind wichtig.
    So können wir uns ändern.
    Und so sorgen wir für eine bessere Zukunft. 

Schaut euch das Archiv an!
Hier könnt ihr viele spannende Dinge sehen und hören.

Klickt auf diesen Link: https://www.brotbaumregime.info/archiv
Dann kommt ihr zum Archiv.
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Vorwort

Theresa Kampmeier

Liebe Besuchende,

danke, dass ihr der Ausstellung und dem Programm Das Brotbaumregime eure Zeit und Aufmerksamkeit schenkt. Ich heiße euch zum Spazierengehen im Projekt willkommen.

Seit zweieinhalb Jahren arbeite ich daran. Auch wenn die Verantwortung für das Projekt und seine Inhalte bei mir liegt, sind nach und nach viele Mitstreitende dazu gekommen. Sie haben mit mir gefragt, geforscht, gedacht und gemacht. Ihr werdet ihnen bei eurem Besuch begegnen: in ausgestellten Dingen, Texten, Interviews, bei Veranstaltungen und Rundgängen. Dieses gemeinsame „Wir“ spricht an vielen Stellen des Projekts – ebenso wie das „Wir“ der menschlichen Gesellschaft.

Vor einigen Jahren verschwand plötzlich der hohe, dunkelgrüne Fichtenwald, der für mich immer ein besonderes Zuhause gewesen ist. So etwas wie diese riesige, aufgewühlte Kahlfläche hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie bewusst wahrgenommen. Wald war bis dahin etwas für mich, das viel beständiger ist als ich, mein Umkreis, die Gesellschaft. Ich wollte verstehen, was passiert, aber das konnte ich nicht alleine. In Gesprächen wurde schnell klar, dass es anderen auch so ging wie mir. Dass viele tief betroffen sind: von den Brachflächen, von den übrig gebliebenen Gruppen stummer, grauer Fichtenständer, von der Dürre und von der Erfahrung der Klimakatastrophe am eigenen Leib. Wie können wir eine so radikale Veränderung überhaupt begreifen?

Meine Antwort darauf ist dieses Projekt. Es ist eine Einladung dazu, die drastischen Verluste in unserer Mitwelt zusammen zu verarbeiten. Meine Hoffnung ist, dass wir uns dadurch vielleicht ein Stück weit für eine Zukunft unter den ungewissen Bedingungen der Klimakrise in all ihrer Ambiguität bereit machen können. Das halte ich angesichts der schieren Größe und Komplexität dieser Herausforderung nicht nur für eine ökologische oder ökonomische Notwendigkeit, sondern auch für eine gesamtgesellschaftliche, kulturelle Aufgabe.

Foto von Ameisenschutz aus Baumstämmen, die über einem Ameisenhaufen an tote Fichte gelehnt sind

Zum Titel „Das Brotbaumregime“

Forstwirtschaft, wie sie im 19. Jahrhundert entwickelt wurde, war ein zielgerichtetes Regiment verwaltungsökonomischer Maßnahmen, um Waldflächen in großem Maßstab für den Holzertrag produktiv und planbar zu machen, sodass sie bei stetiger Nutzung immer weiter Holz liefern würden. Der Begriff „nachhaltig“ stammt aus diesem Kontext. Forstwirtschaftliche Praxis etablierte sich als Standard. Im Sauerland steht die Fichte für diese neue, hoheitliche Umgangsform mit Waldflächen.

Zuerst wurde der Baum von der Bevölkerung abgelehnt – sie stand für Fremdes und innere Kolonisation, denn mit der Forstwirtschaft wurden von den hessischen und später von den preußischen Besatzern auch traditionelle Lebensformen der Menschen vor Ort stark eingeschränkt. Waldflächen sollten vor der menschlichen Übernutzung geschützt und ausgelaugte Böden mit der anspruchslosen Baumart wieder für Laubwälder bereit gemacht werden.

Doch dann bewährte sich die Fichte auf ungeahnte Weise. Nicht nur, weil sie schnell wuchs und stabiles Bauholz bot, sondern auch, weil sich durch den intensivierten unterirdischen Kohleabbau der Holzmarkt grundlegend änderte. Stein- und Braunkohle machten die aus Buchen gewonnene Holzkohle größtenteils überflüssig. Für den Bergbau und später auch für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg war Fichtenholz besonders gefragt. Fichten auf einer Waldfläche zu besitzen, wurde zu einer finanziellen Absicherung und Vermögensanlage für kommunale, kirchliche und private Eigentümer: der Rohstoff, der das Brot sicherstellte. Man nannte ihn den „Brotbaum“.

In den letzten zwei Jahrhunderten hat sich die forstliche Praxis weiter entwickelt und immer auch an der gesellschaftlichen Nachfrage orientiert, aber was aktuell passiert, ist die größte Veränderung dieser Praxis, seitdem sie entwickelt wurde. „Regime“ steht in unserem Titel für diesen langwährenden Standard, der die Erscheinung und Industrie unserer Region so tiefgreifend geprägt hat und zu dem für eine Weile kaum Alternativen denkbar waren. Unser Projekt widmet sich den kulturellen Fragen dieser Geschichte und der Bedeutung des derzeitigen Wendepunkts. Es gedenkt der jüngeren Waldgeschichte der Region, bevor es in eine Zukunft bisher ungekannter Herausforderungen blickt, die unser grundlegendes Umdenken erfordern.

Foto eines sommerlichen Waldwegs, an dem links und rechts junge abgestorbene Fichtenstämme stehen. Untendrunter wachsen gelbe Blumen.

Debatte

An der überaus heiß geführten Debatte um die Zukunft der Forstwirtschaft wollen wir uns beteiligen. Anstatt einen eigenen Standpunkt einzunehmen, können wir als fachfremdes Kulturprojekt eine vermittelnde Rolle darin einnehmen. Das Brotbaumregime kann als Forum dienen und die vielen verschiedenen Positionen selbst sprechen lassen. Für mich als Laiin bleibt der Diskurs auch nach langer Recherche voller Widersprüche und verhärteter Fronten. Ich glaube aber, dass Austausch, Perspektivwechsel und gegenseitige Unterstützung für eine lebenswerte Zukunft hilfreich und notwendig sind. Dafür sehe ich eine Grundlage bei allen Akteur*innen: Die tiefe emotionale Beziehung zum Wald verbindet uns alle.

Für mich persönlich nehme ich eine recht schwere Erkenntnis aus den Vorbereitungen mit. Es wird im Forstbereich viel über die Sorge gesprochen, dass Waldökosysteme mit der Geschwindigkeit der Veränderungen in der Klimakatastrophe nicht mithalten könnten. Aber mir scheint, das eigentliche Problem liegt darin, dass unsere menschliche Gesellschaft es nicht schafft, sich schnell genug zu verändern, um die Ausbeutung des Planeten zu beenden und die Katastrophe durch eine strukturelle Transformation abzuwenden. Ich glaube, statt technische Lösungen in der Produktion unseres derzeitigen Lebensstils zu suchen, müssen wir uns selbst verändern. Unser Waldprojekt dreht sich deshalb viel mehr um Menschen, als um den Wald.

Naturpark Homert (1960er/1970er Jahre), Kreisarchiv des Hochsauerlandkreises

Zusammenhang

Was gerade passiert, ist sehr komplex. Allein das Thema „regionaler Wald“ hat unwahrscheinlich viele Facetten. Unser Projekt kann seine Fragen nur aspekthaft beleuchten. Was ihr daraus macht, überlassen wir euch. Wir konzentrieren uns darauf, die Situation in ihre Zusammenhänge aufzufächern und Komplexität zuzulassen. Es lässt sich nicht vermeiden, dass einiges dabei verkürzt wird. Was wir vermitteln, entspricht dem Stand unserer Recherchen und ist unbedingt korrigierbar und ergänzbar. Wir hoffen, dass ihr daran anknüpft, wo es für euch spannend wird. Besonders zur Regionalgeschichte gibt es hervorragende Aufarbeitungen in Stadtarchiven, Jahrbüchern und bei Ortsheimatpflegenden.

Um die Gegenwart genauer zu verstehen, zieht das Projekt Verbindungen zwischen dem lokalen Hier und Jetzt und anderen Orten und Zeiten. Wir erforschen Wald-Erzählungen, die vor langer Zeit entstanden sind. Sie prägen unser Handeln bis heute und sind oft fast unsichtbar. Dem an die Seite stellen wir Visionen für Alternativen, damit wir anfangen können, uns eine andere Welt vorzustellen. Erst, wenn wir uns etwas vorstellen können, können wir auch danach handeln.

Zum Design

Die Designerinnen Bárbara Acevedo Strange, Bruno Jacoby und Moritz Appich haben die visuelle Erscheinung des Projekts gestaltet. In der Erzählung ihrer Gestaltung treten wir noch einen Schritt zurück – hin zu dem, was vor dem Denken in Brotbäumen steht: Brot ist in unseren Augen das ultimative Kulturgut. Es ernährt uns und hat eine Vielzahl von Zutaten, Formen und Geschichten. Brot war eine unserer ersten Technologien. Man könnte vielleicht sagen, dass Brot vieles anderes erst möglich macht. Wenn wir über Brot nachdenken, verbinden wir uns gleichzeitig mit unseren allerältesten menschlichen Vorgängerinnen und öffnen uns für eine hoffnungsvolle Zukunft.

Die grafischen Zeichen des Projekts sind Wanderzeichen nachempfunden. Aus dem Umriss eines Brotlaibs entstehen auch alle anderen Zeichen: Kommen wir dem Brot besonders nah, wird es zum Horizont. Entfernen wir uns, wird es eine Krümelspur. Seine Krustenränder setzen sich zu anderen Wesen zusammen, die uns dabei helfen, das Brotbaumregime zu erzählen. Genau wie das Brot begleiten sie uns auch in Form von Gegenständen zum Anfassen in den Ausstellungsteilen und bei Veranstaltungen:

Auf den alten Wanderstock können wir uns vielleicht nicht mehr richtig stützen, aber er soll uns trotzdem als Reisegefährte Geborgenheit schenken.

Wie mahnende Ahnengeister schauen die Fichten von oben dabei zu, was wir jetzt mit ihrem Gedenken tun. Wir sind ihre Wurzeln in der Region. Setzen wir uns ihr Erbe in all seiner Konsequenz auf.

Der Mistkäfer nimmt uns mit, während er die Kacke von heute sammelt und zusammenrollt. Etwas daran ist noch zu gebrauchen. Als Geschichtenerzähler verwandelt der Mistkäfer sie zu nahrhaftem Kompost, auf dem etwas Neues wachsen kann.

Hoffnung

Die Aufgaben, vor denen wir gesellschaftlich stehen, erscheinen unfassbar groß. Aber wir müssen auf einem sinnvollen Weg anfangen. Das geht nur bei uns selbst. Eine andere Wahl haben wir nicht, wenn wir eine lebenswerte Zukunft wollen. Sinnvoll auf die Klimakrise zu reagieren, erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen. Es liegt an uns, durchzuarbeiten, was uns vom Handeln abhält, und widerstandsfähig, hoffnungsvoll und imaginativ zu werden, um positive Veränderungen zu verstehen und zu unterstützen.

Letztlich ist Das Brotbaumregime selbst ein Experiment auf diesem Weg: Was passiert, wenn wir uns gegenseitig Fragen stellen, um einander besser zu verstehen? Was passiert, wenn wir miteinander teilen, was uns wehtut und wofür wir dankbar sind? Was passiert, wenn wir uns gegenseitig ermutigen? Was passiert, wenn wir unsere Ängste anerkennen und Verluste benennen? Was passiert, wenn wir Rituale finden, um darum zu trauern? Was passiert, wenn wir aus der Geschichte lernen, warum das gerade geschieht?

Theresa

14. Mai 2023, in der alten Gartenhütte neben dem undichten Regenfass, Niedereimer